Veröffentlicht am: 21.07.2015
Wo geht’s denn hier zur Innovation?
Innovationsmanagement in Zeiten der digitalen Transformation
Die digitale Transformation, sie ist Fluch und Segen zugleich. Auf der einen Seite verspricht sie Effizienzsteigerung, Kosteneinsparungen, qualitative Vorteile sowie die Möglichkeit, auf individuelle Kundenwünsche einzugehen. Auf der anderen Seite stehen der Druck, nicht von schnelleren und innovativeren Marktteilnehmern verdrängt zu werden und die große Unsicherheit: Wie gehen wir damit um? Wo sollen wir anfangen? Was ist zu beachten? Wie können wir vom Wandel profitieren?
Allein die Einigung auf eine einheitliche Definition des Begriffs der digitalen Transformation war bisher nicht erfolgreich. Definiert die Unternehmensberatung Roland Berger unter dem Begriff die „durchgängige Vernetzung aller Wirtschaftsbereiche und als Anpassung der Akteure an die neuen Gegebenheiten der digitalen Ökonomie“, findet man bei den meisten anderen Beratungshäusern erst gar keine eindeutige Definition. Grundsätzlich herrscht in einem Punkt jedoch Einigkeit: Es geht darum, Vorhandenes zu verändern und intelligent neu zu verknüpfen.
Laut aktueller Studien (wie McKinsey und Roland Berger) fühlen sich gerade mal 6 von 10 der deutschen befragten Firmen gut auf die digitale Transformation vorbereitet. Als größte Herausforderungen sehen deutsche Industrieunternehmen die Digitalisierung des Wissens der Mitarbeiter, die Datensicherheit und die Entwicklung einheitlicher Datenstandards.
Werde ich denn wirklich innovativer, wenn ich digital werde?
Vorhandenes zu verändern und intelligent zu verknüpfen, genau das ist auch die Voraussetzung für Innovationen. Denken Sie an die Musikindustrie. Wie gelangen Sie heutzutage an die Musik, die Ihnen gefällt? Kaufen Sie Schallplatten, Kassetten, oder CD’s? Wahrscheinlich nicht (na gut, eventuell kaufen Sie aus Nostalgiegründen hier und da eine Schallplatte). Sie werden Ihre Musik vermutlich in digitaler Form entweder nach Bedarf online kaufen oder Sie streamen Ihre Musik online im Abo-Modell und haben somit Zugriff auf die gesamte Musikdatenbank des Anbieters. Der Datenträger ist somit überflüssig geworden. Die Möglichkeiten der Digitalisierung haben sowohl die Geschäftsmodelle der Musikindustrie als auch das Konsumentenverhalten der Verbraucher grundlegend verändert (der 18-jährige Shawn Fanning war 1998 mit der Gründung seiner softwarebasierten Internet-Plattform Napster übrigens einer der Innovatoren seiner Zeit). Anders gesagt: Die Digitalisierung war die Voraussetzung für diese einschneidende disruptive Innovation.
Wie gehen wir damit um? Wo sollen wir anfangen?
So schön, so gut. Zurück zu den Fragen: Wie gehen wir damit um? Und wo sollen wir anfangen? Die nachfolgenden Schritte geben eine Orientierung.
Sie kennen doch sicher die Geschichte vom Millionen-Dollar-Fehler. Ein neu eingestellter Manager trifft eine Entscheidung, die dem Unternehmen einen Verlust von einer Million Dollar beschert. Der tief erschütterte Manager wird daraufhin vom Unternehmenseigner in sein Büro zitiert und äußerst seine Bedenken: „Sie werden mich nun bestimmt entlassen.“ Der Unternehmenseigner entgegnet jedoch: „Sind Sie verrückt?! Ich habe doch gerade erst eine Million Dollar in Ihre Ausbildung gesteckt!“ Die Moral von der Geschichte: Erlauben Sie Fehler, auch wenn es einfacher gesagt ist als getan. Befreien Sie Ihre Mitarbeiter vom Korsett der absoluten Fehlervermeidung und ermöglichen Sie ihnen frei und auch mal quer zu denken. Wirklich aus Fehlern oder Fehlentscheidungen profitieren Sie, wenn Sie diese konsequent und ehrlich dokumentieren. So können Sie einen echten Mehrwert daraus generieren. Lessons Learned und Best Practices sind dafür in vielen Unternehmen bereits einHilfsmittel. Sehen Sie Chancen in Fehlern oder vermeintlich unbrauchbaren Entwicklungsergebnissen.
Setzen Sie sich individuelle Ziele wie z.B. „Wir digitalisieren unser Mitarbeiterwissen im nächsten Jahr, und können dann für Innovationen umfassender als bisher auf vorhandene Ressourcen zugreifen“. Identifizieren Sie zunächst das vorhandene Wissen in Ihrem Unternehmen und bewerten Sie es hinsichtlich des Grades und der Möglichkeit der Digitalisierung. Leiten Sie entsprechende Teilziele und Handlungsfelder ab. Softwarelösungen zur Digitalisierung sollten auf ihre individuellen Ziele zugeschnitten sein, damit die Digitalisierung des Mitarbeiterwissens auch über den Transformationsprozess hinaus gelebt wird.
Im Zuge der Transformation werden Sie sicherlich Ihre Prozesse und Abläufe überprüfen. Schauen Sie dabei kritisch auf Risiken, die entstehen könnten und identifizieren Sie gleichzeitig die Chancen, die mit jedem Risiko einhergehen. Bewerten Sie beides neutral und mit Blick auf die Zukunft. Dies ist eine einmalige Chance für Unternehmen,neue Ideen anzutreiben. Denken Sie an das Sprichwort: Wer nicht ins Wasser geht, kann auch nicht schwimmen lernen.
Es ist kein Geheimnis, dass sich die Schere immer weiter öffnen wird. Intervenieren Sie rechtzeitig z. B. mit Wissenstransfers oder Lessons Learned, um das Wissen und die Expertise Ihrer Mitarbeiter speziell im Hinblick auf die digitale Transformation im Unternehmen zu halten. Bringen Sie die älteren Mitarbeiter gezielt mit den jungen zusammen und lassen sie so gegenseitig voneinander profitieren. Erinnern Sie sich, was Sie von Großvater oder Großmutter für’s Leben gelernt haben.
Was ist zu beachten?
Insbesondere die PwC-Studie „Digital IQ“ gibt eine Auswahl an Punkten, die erste gezielte Handlungsempfehlungen für die digitale Transformation aufzeigen:
- Unterstützung vom Management – je höher desto besser: Das Commitment des oberen Managements für digitale Ideen und Innovationen ist eine Voraussetzung für eine erfolgreiche Transformation. Der aktive Einsatz des CEO bzw. des Top-Managementsist selbstverständlich wünschenswert. Die stärkere Verantwortung der Führung für die Qualität und Effektivität des Managementsystems ist zudem eine der Forderungen, die sich aus der Revision der DIN EN ISO 9001:2015 ergibt.
- Öffnen Sie Ihre (Innovations-)Kanäle: Ein Bestandteil der Transformation ist die Vernetzung des Unternehmens mit seinen Kunden und weiteren Stakeholdern. Nutzen Sie diese Vernetzung auch für Ihr Innovationsmanagement und beziehen Sie Mitarbeiter, Kunden oder Lieferanten in Ihren Innovationsprozess ein. Setzen Sie sich aktiv mit „Open Innovation“ auseinander.
- Lassen Sie niemanden außen vor: Laut der PwC-Studie „Digital IQ“ betreffen „digitale Fähigkeiten die gesamte Unternehmensorganisation.“ Relevantes und kritisches Wissen muss dementsprechend innerhalb der gesamten Organisation geteilt und verfügbar gehalten werden. Und zwar so, dass dem richtigen Mitarbeiter das richtige Wissen zur richtigen Zeit zur Verfügung steht. Dafür braucht es bedarfsgerechte Strukturen und Systematiken.
Wie können Sie vom Wandel profitieren?
Neben den oben genannten Potentialen wie z. B. Effizienzsteigerung, Kosteneinsparungen etc., liegt aktueller Studien zufolge die Wahrscheinlichkeit zu den sogenannten „Top-Performers“ zu gehören, bei Unternehmen die sich aktiv verändern doppelt so hoch, als bei Unternehmen die sich dagegen entscheiden. „Top-Performers“ zeichnen sich insbesondere durch Wachstum, Rentabilität und Innovationsfreude aus.
Darüber hinaus bringt der Wandel viele weitere Vorteile im Hinblick auf die Mitarbeitergewinnung. In seiner Rede zur Vorstellung der Studie „Was bewegt die Beschäftigten in Deutschland?“ resümiert XING-CEO Thomas Vollmoeller: „Nur innovative Arbeitgeber ziehen innovative Köpfe an.“